Auszüge aus der Veröffentlichung von PRO Leipzig e.V.
„Hartmannsdorf - Eine historische und städtebauliche Studie“ (1995)
Ca. 8000v./Altsteinzeit
Der Fund eines Artefakts (Schaber) an der Wendeschleife belegt den Aufenthalt von Menschen.10./11. Jahrhundert
Die heutige Hartmannsdorfer Flur ist Waldfläche, das zum Gebiet gehörende altsorbische Gumlis liegt in einer Flussaue, mit Auenwald umgeben.Ca. 12. Jahrhundert
Hartmannsdorf, „Dorf eines [Lokators] Hartmann, -mar“, wird im Zuge der deutschen Kolonisation mit deutschen Bauern besiedelt und als Platzdorf (Breitgassendorf) mit Gewannflur angelegt.Um 1400
Das Dorf Kummels (Gumlis) südöstlich von Hartmannsdorf hat eine Wassermühle, die ihre Dienste auch dem Nachbarort Hartmanndorf anbietet.1429, Dezember
Die Hussiten machen Kummels (Gumlis) dem Erdboden gleich. Gumlis wird Ortswüstung.1477
Hartmannsdorf wird erstmal urkundlich erwähnt. Bischof Thilo von Merseburg belehnt das Geschlecht derer von Pflugk mit der Knauthainer Pflege und mit Hartmannsdorf.1486
Herzog Albrecht von Sachsen nimmt die Belehnung derer von Pflugk ebenfalls vor, da die Zugehörigkeit der Knauthainer Pflege zum Bistum Merseburg offensichtlich umstritten ist.1540
Hartmannsdorf ist nach Knauthain gepfarrt.1551
„Hartmasdorff“ zählt 16 (Hufen besitzende) Männer, 15 Inwohner (ohne Boden). Es gehört grundherrschaftlich zum Rittergut Knauthain.1551
Der Schneeberger Berghauptmann Wolff von Schönberg wird nach Einheirat in die Familie von Pflugk, die keinen männlichen Nachkommen besitzt, neuer Herr des Dorfes.1568
Wird der Ort „Hartmannsdorf“ genannt.1591
Die Schönbergs verkaufen neben anderen Dörfern auch Hartmannsdorf an die Herren von Dieskau.1592
Otto von Dieskau erhält durch Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen den Lehnbrief über Hartmannsdorf, Knauthain und Knautkleeberg.1600
An der Straße am Mühlgraben wird ein Armenhaus errichtet.Um 1650
In den Kirchenbüchern werden als Hartmanndorfer Handwerker genannt: Gregor Kühn, Schuster zu Knauthain und Hartmanndorf, Jacob Kühn, Schuster zu Hartmannsdorf, und Meister Andreas, der Glaser zu Hartmannsdorf.1668, 21. Dezember
Ein schwerer Sturm zerstört in Hartmannsdorf zwei Scheunen.1679
Ein Sommerunwetter bringt im Ort Menschen in Gefahr, da das Hochwasser stark ansteigt. Es zerstört fast vollständig die Getreide- und Gemüseernte.1696
Hartmannsdorf gehört verwaltungsmäßig zum Amt Leipzig, grundherrschaftlich zum Rittergut Knauthain.1711, 8. August
Für die Gemeinde Hartmannsdorf werden das Erbzinsregister aufgestellt und die Erbzinsverträge beigefügt. Für die Hartmannsdorfer bedeutet das, solche Frondienste zu leisten wie: die Elster von Eis freizumachen, Gebäude des Rittergutes zu Knauthain mit zu errichten, an der Hirsch-, Schweine- und Hasenjagd teilzunehmen, auf dem Hof zu Knauthain Mist zu laden, Korn zu wenden und den Zehnten zu bringen. Außerdem müssen sie an der Bewachung des Gutes teilnehmen, wenn der Herr „außen bleibet“.1744
Hartmannsdorf hat 25 Nachbargüter, ein Gemeinde-, ein Hirtenhaus und zwei weitere Wohngebäude.1764
Hartmannsdorf zählt 20 Hufen besitzende Männer, 9 Häusler und 7 Hufen je 24 Acker. Es gehört grundherrschaftlich zum Rittergut Knauthain.1775
Graf Hohenthal kauft u.a. Hartmannsdorf.1797
Oberhalb von Hartmannsdorf, am Mühlgraben zwischen Pfingstweide und Teichwiesen, errichtet Michael Landrock eine Papiermühle.1799
Die Klingner, Jahrmarkt und Kellert werden in den Kirchenbüchern zu den ältesten im Ort ansässigen Geschlechtern gezählt1814
Wird in Hartmannsdorf die Alte Elsterbrücke gebaut.1816
Hartmannsdorf ist ein „Dorf… zwei Stunden südlich von Leipzig entfernt, am Mühlgraben gelegen. Es gehört schriftsässig zu dem nahen Rittergute Knauthain, hat 29 Häuser und 175 Einwohner, unter denen 25 Bauern mit 8 Hufen und 4 Häuslern sind, und ist nach Knauthain eingepfarrt.“1825
Die von den Gemeinden Hartmannsdorf und Knauthain gemeinsam benutzte Feuerspritze ist einer Reparatur bedürftig. Da die Gemeinden das Geld dafür nicht aufbringen können, gibt die Kirche 50 Taler für die Reparatur dazu.1831-1839
Gerichtsuntertanen von Hartmannsdorf und zwei weiteren Nachbargemeinden klagen gegen den Grafen von Hohenthal und die Gerichte zu Kanuthain wegen der geforderten hohen Lehnsgelder.1832, 17. März
Durch das sächsische Gesetz über Ablösungen und Gemeinheitsteilungen werden die Voraussetzungen geschaffen, die Feudalverhältnisse auf dem Lande zu überwinden.1834
Hartmannsdorf hat 200 Einwohner.1845, 22. Mai
Hartmannsdorfer Einwohner nehmen an der Grundsteinlegung für den Neubau der Knauthainer Kirche teil.1853, 23. Dezember
Zwischen der Altgemeinde Hartmannsdorf als Hutungsberechtigte und den Forensern (Klägern?) aus Knauthain als Feldbesitzer auf Hartmannsdorfer Flur und Hutungsverpflichtete wird ein Vertag über die Ablösung der Hutung geschlossen. Den Vertrag unterschreiben 27 Mitglieder der Altgemeinde und 24 Hutungsverpflichtete.1856, 13. August
Die Patrimonialgerichte werden aufgehoben. Hartmannsdorf gehört nun verwaltungsmäßig zu dem neugebildeten Gerichtsamt Markranstädt.1871
Die Volkszählung zeigt für Hartmannsdorf folgende Sozialstruktur:Tätige und Angehörige | Männlich | Weiblich |
---|---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Gärtnerei, Jagd, Fischfang und Weinbau | 31 | 43 |
Bergbau, Hüttenwesen, Industrie und Bauwesen | 40 | 29 |
Handel und Verkehr | 2 | 7 |
Persönliche Dienste Leistende und sonst nicht einzuordnende Handarbeiter und Tagelöhner | 41 | 35 |
1875
Hartmannsdorf gehört verwaltungsmäßig zur neugebildeten Amtshauptmannschaft Leipzig.1880
In Hartmannsdorf leben 206 Einwohner, und es gibt 38 bewohnbare Häuser mit 51 Haushaltungen.1890, April
Mit der Bildung der Gesangabteilung des Arbeiterbildungsvereins entsteht der gemeinsame Arbeitersängerchor Hartmannsdorf, Knauthain und Knautkleeberg.1890
Hartmannsdorf zählt 230 Einwohner.1895
Hartmannsdorf hat 393 Einwohner, 41 bewohnbare Häuser und 60 Haushaltungen. Es gibt im Ort 5 Gärtnereien.1895, 25. August
Für die Kinder in Hartmannsdorf, Knautkleeberg und Knauthain organisiert die gleichnamige Schulgemeinde das 1. Kinderfest.1900
Hartmannsdorf hat 393 Einwohner und 90 Haushaltungen. Das Gärtnerdorf gestaltet die erste Leipziger Pflanzenmesse mit, bei der die rosafarbene Erica gracilis besonders großen Absatz findet.1908
Hartmannsdorf bildet nach dem Ausscheiden von Knautkleeberg mit Knauthain einen Schulbezirk.1910
Hartmannsdorf hat 543 Einwohner.1919
Hartmannsdorf hat 613 Einwohner und 128 Haushaltungen.Zwanziger Jahre
In Hartmannsdorf sind fünf Vereine tätig: der Allgemeine Turnverein Hartmannsdorf, der Turnverein „Einigkeit“ Knauthain-Hartmannsdorf, der Männergesangverein Hartmannsdorf, der Gärtnerverein „Erika“, der Gärtnerverein „Edelweiß“. Außerdem gibt es eine Geschäftsstelle der Gärtnerkrankenkasse.1924
In der Gemeinde züchten und produzieren 25 Gärtnereien vorwiegend Moorbeetkulturen einschließlich Azaleen und versenden sie auch ins Ausland. Der Braunkohletagebau Böhlen nimmt die Förderung auf.1925
Hartmannsdorf hat 649 Einwohner.1926
In Hartmannsdorf sind angesiedelt: 1 Bäckerei, 2 Fleischereien, 1 Fuhrwerksbesitzer, 25 Gärtnereien, 2 Gastwirtschaften, 1 Kohlenhandel, 1 Rauchwarenzurichterei, 1 Rohproduktenhandel, 1 Schmiede, 1 Schneiderei, 1 Schuhmacherei, 1 Viehhändler, 1 Wäscherei.1928
In Hartmannsdorf gründen 17 Einwohner eine „Freiwillige Feuerwehr“.1930
Hartmannsdorf ist nach Knauthain gepfarrt. Im Tagebau Böhlen erfolgt die Inbetriebnahme der Abraumförderbrücke.1933
Beginnt der Bau des Stausees, dessen Zugang am nördlichen Ortseingang auf Hartmannsdorfer Flur liegt. Dieser Bau wird als eine der ersten großen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen realisiert.1934, Juli
Die Arbeiten am Elsterstausee bei Hartmannsdorf sind beendet. Damit ist nicht nur eine Flussregulierung, sondern auch ein Überflutungsschutz der Weißen Elster geschaffen worden.1936, 6. Januar
Der Bürgermeister ersucht in einem Brief an den Reichsstatthalter in Sachsen um die Eingemeindung Hartmannsdorf nach Leipzig.1938
In Hartmannsdorf gibt es 38 Gärtnereien, die vorwiegend Moorbeetpflanzen, insbesondere Eriken, aber auch Azaleen und Kamelien, produzieren. Die Einwohnerzahl steigt auf 665.1939
Hartmannsdorf hat 708 Einwohner.1946
Hartmanndorf zählt 743 Einwohner.1947
Für Hartmannsdorf wie auch für die Nachbargemeinden wird ein Gemüseanbauplan festgelegt, um die Ernährung der Leipziger Bevölkerung sichern zuhelfen.1948
Die Flurkarte Hartmannsdorf verzeichnetAltbauern | 3 |
Altbesitzer | - |
Neubauern | - |
Gärtnereibetriebe | - |
Neugärtner/Siedler | - |
Ackerland | 43,53 ha |
Landwirtschaftliche Nutzfläche | 55,35 ha |
Gesamtfläche | 80,48 ha |